Die Hanse-Werft ist Branchenführer was Optionen anbelangt. Und dennoch bleibt ein Hanseboot eine Serienyacht. Alles Weitere muss extern realisiert werden. Je grösser die Yacht, desto mehr Wünsche hatten die zukünftigen Eigner und wir bildeten keine Ausnahme.
Einen Vorteil hatte die Corona-Krise: Es blieb uns mehr Zeit um die „extra Extras“ zu planen, die von der Werft nicht eingebaut werden können. Es stellte sich als grossen Vorteil heraus, dass vor Ort ein spezialisierter Yachtausrüster mit allen nötigen Abteilungen – Segelmacherei – Elektronik & Elektrik – Mastbau – Motoren & Sanitär – vorhanden war: Wendel & Rados
Was echte Bootsmannarbeiten anbelangte, waren wir in Greifswald ebenfalls gut bedient: Die Yachtwerft Greifswald erledigt alle Spezialwünsche, wie zum Beispiel den Ausbau von Kabinen, Änderungen im Salon oder zusätzliche Möbelteile.
Die grossen Themen um möglichst autark bleiben zu können, sind Wasser und Strom. Nun, im Norden ist dies nicht unbedingt ein Problem. Die Nord- und Ostsee-Reviere sind gut mit bestens ausgerüsteten Marinas bestückt und Ankerbuchten sind eher rar. Im Mittelmeer sieht dies jedoch anders aus; vor allem in Griechenland, wo wir hauptsächlich segeln. Marinas sind Mangelware und Stadthäfen haben nicht immer Strom und Wasser im Angebot.
Obwohl die Sarabella grosszügig mit insgesamt sieben Batterien à 80 Ah bestückt ist, braucht es zur Ladung einigen Strom. Läuft der Diesel, leistet der Alternator 70 Ah Ladeleistung. Auf der anderen Seite verbrauchen heutige Yachten einiges an Strom um die vielen Anwendungen zu speisen. Nur schon die zwei grossen Kühlschränke benötigen ca. 20 Ah/Tag.
Aus diesem Grund brauchten wir mehr Ladekapazität. Die erste Erweiterung waren Solarzellen. Wir entschieden uns für die neuartigen Panels der Firma Sunware, die man an Deck montieren kann und betretbar sind. Die zwei Panels, die vor dem Mast platziert wurden, sollen bei optimaler Besonnung 20 Ah Ladeleistung pro Tag bringen.
Die zweite Erweiterung war ein Lithium-Batteriepaket von BOS mit 100 Ah Leistung. Statt 65 kg wiegen sie nur 14 kg und entsprechen 200 Ah konventioneller Bleibatterien. Zusätzlich verdauen sie viel mehr Ladezyklen und können durch Ladepriorität als Puffer wirken.
Mit insgesamt 900 Litern aus zwei Wassertanks – einem unter unserem Bett in der Eignerkabine (600 L) und einem Zusatztank im Salon (190 L) – waren wir bestens bedient. Für die Trinkwassseraufbereitung war das System von acuva für uns die beste Wahl. Das UV-System ist zuverlässig und braucht wenig Strom. Nur der Preis war hoch: Rund € 2500 mit Einbau kostete das Ganze gegenüber einem reinen Filtersystem, das wesentlich günstiger gewesen wäre. Aber der ewige Filterwechsel war mir zuwider und eine zuverlässige Qualitätskontrolle war nicht möglich; ein Umstand, der nicht zu vernachlässigen ist, damit wir und unsere Gäste ohne Zögern und Vorbehalte an dem Zusatzhahn mit LED-Kontrolle ihre Trinkflaschen füllen. Ansonsten wären wir schnell wieder beim Petflaschensystem gelandet und das wollten wir unbedingt vermeiden. Selbstverständlich werden wir die Wasserqualität regelmässig prüfen. Dies ist mit den Teststreifen von Aquafree relativ einfach.
Neben den hauptsächlichen Erweiterungen war natürlich auch die Elektronik ein Thema. So fehlte zum Beispiel ein Plotterbild am Navigationsplatz. Ein weiterer B&G-Plotter hätte € 3500 gekostet. Nach langer Suche fand ich einen 15-Zoll Tablet von Trekstor, das mit Android läuft und das W-LAN Modul von B&G annimmt. Damit können alle Daten abgerufen werden. Ein NAVTEX, ein Monitor für die Auspufftemperatur mit Alarm, das geniale PICO Modul von Simarine zum Abrufen der Ladedaten und eine Wetterstation ergänzen die Gerätepalette.
Der Innenausbau einer Hanseyacht ist meistens vollständig, aber bei der 508 mit seiner Längsküche war es nötig, die Sitzbank mit einem Schranktresen als zusätzlichen Stauraum und als Haltemöglichkeit bei Arbeiten unter Deck zu ergänzen. Eigentlich wäre dies eine normale Ergänzung aus dem Optionenpacket, aber aus Unachtsamkeit war sie uns durch die Latten gegangen. Die Nachbestellung war mühsam und wir hoffen immer noch, dass der Tresen bis zur Übernahme fertig montiert ist.
An Deck werden noch die Handgriffe an den Steuerständen und an den Cockpittischen montiert. Wenig verständlich, dass diese fehlen, da die 508 doch als „ideale Blauwasser Yacht“ propagiert wird.
Natürlich ist es damit noch nicht getan! Im Vorluk fehlen die Tablare um es als brauchbaren Stauraum zu nutzen und im Lazarette im Heck fehlt ein Boden. Ungenutzten Platz gibt es auch unter den Betten der Gästekabinen. Hier liessen wir je ein Türlein einbauen.
Wie gesagt: Es gibt nichts Unfertigeres, als eine Yacht, die aus der Werft kommt!