Kos -Türkei – Kos

25. Sept. – 02. Okt. 2022 (PDF-Version)

Der letzte Törn von Kos an die türkische Südküste entpuppte sich als angenehmste wöchentliche Reise. Dani begleitete uns auf dieser Fahrt bis zu Sailor’s Paradise und zurück nach Kos. Jeden Tag hatten wir herrliche Leichtwindbedingungen und konnten die landschaftlichen Schönheiten voll geniessen.


Eigentlich hätten wir in Kos unsere Saison beenden können, denn unser Zweijahresziel mit der Überführung von Greifswald, durch die Nordsee, entlang der spanischen und portugiesischen Atlantikküste, durch Gibraltar und entlang den Balearen, Sardinien und Sizilien bis in die Ägäis wäre erfüllt gewesen. 6500 Meilen waren es insgesamt gewesen – teilweise wild, kalt, anstrengend und oft auch abenteuerlich!

Die Reiseroute 2021 (s. links) Greifswald-Lagos (Portugal) und 2022 Lagos-Kos (s. oben). Insgesamt 6500 Meilen.

Doch die spezielle Steuersituation der Schweiz verlangt, dass wir die Sarabella alle 18 Monate aus dem EU-Raum ausklarieren um sie dann wieder einzuführen. Das Gleiche gilt übrigens seit Brexit auch für die englischen Yachten. So verbanden wir die aufwändige Prozedur mit dem Angenehmen und hängten einen wöchigen Abschlusstörn daran.

Aber eigentlich begann der Törn schon in Kalymnos, da wir in Kos gar keinen Liegeplatz bekommen hatten. Wir waren enttäuscht, dass wir als „alte“ Kunden nicht ein gewisses Vorrecht besassen. So musste unsere vorletzte Crew die Fähre nach Kos nehmen um ihren Flug zu erreichen und gegengleich Dani, unser Begleiter auf dem Türkentörn, das Gleiche in umgekehrter Richtung machen. So war der Sonntag erst mal ausgefüllt mit einem kurzen Einführungsschlag von zehn Meilen, verbunden mit einem Ankerhalt in Pserimos, wo wir lunchten und badeten. Was für eine Wohltat, denn es war immer noch rund dreissig Grad warm! Am Nachmittag konnten wir dann gnädigerweise endlich in Kos Marina anlegen und mit der Törnvorbereitung beginnen. Yannis unser Yachtagent erledigte den Papierkram mit der Port Police und dem Zoll und wir konnten nach zwei Wochen intensivem Segeln durch die Kykladen endlich mal das Salz abspülen.

Kalymnos – die Schwammtaucherstadt
…. und Antonis, früher bekannter Taucher, verkauft heute Schwämme.

Am Dienstag waren unsere Ausklarierungspapiere bereit und wir konnten Kurs Richtung Türkei nehmen. Wie alle, die von Kos her kommen, machten wir in Knidos den ersten Zwischenstopp. Dani konnte sich ans Steuern einer 15 Tonnen Yacht gewöhnen und kreuzte bei Südwind auf. Am Schluss drehte der Wind glücklicherweise nach Ost, so dass wir gleich mal fünf Meilen Kreuzweg sparten. Diesmal hatten wir Glück und konnten dank Voranmeldung den letzten Platz am Steg ergattern. Das sollte sich noch auszahlen, da der wackelige Kopf des Stegs und der grasige Ankergrund bei südlichen Winden so unsicher sind, dass wir eine unsichere Chartercrew noch längsseits in Päckli nahmen. Weniger Glückliche mussten um zwei Uhr morgens noch umankern; eine Übung, die wir zur Genüge kannten und gerne umgehen!

Am Restaurantsteg …
… der nicht sehr vertrauensvoll aussieht!
Die antike Stätte mit dem Amphitheater

Am Mittwoch herrschte immer noch Südwind und wir fragten uns, ob man unter diesen Bedingungen in Datca, dem Einklarierungshafen, überhaupt ruhig anlegen konnte. Noch einmal hatten wir zwar während vier Stunden ausgezeichnete Segelbedingungen mit wenig Welle und drei bis vier Beaufort Wind, was uns hoffen liess, dass es doch nicht so schlimm sein könnte mit dem Schwell. Aber wir sollten uns schwer täuschen: Nach dem Anlegen mit Buganker schaukelten alle Yachten so heftig auf und ab, dass man Angst haben musste, dass das Ruder am Grund aufschlug. Wir konnten dies zwar verhindern, mussten aber die Sarabella so weit vom Steg entfernt belegen, dass wir nur mit einem gewagten Sprung über die Gangway an Land kamen. Doch das Einklarieren war unabdingbar und Ahmed, der Agent erwartete uns schon. Neuerdings wird sogar ein „Eye scanning“ in dem kleinen Polizeibüro durchgeführt, wo man sich wirklich wie ein Terrorist vorkommt! Gegen Abend nahmen dann Wind und Schwell endlich ab, so dass man auf eine ruhige Nacht hoffen konnte. Am nächsten Morgen herrschte Flaute und wir mussten uns in den Arm kneifen, um sicher zu gehen, dass wir nicht zu Hause im stabilen Bett lagen. Was für ein Unterschied!

Datca – schrecklicher Schwell!
Datca Hafen
Die Strandrestaurants in Datca

Nachdem Dani nun hell begeistert war, dass man in diesem Revier jeden Tag so herrlich segeln konnte, verstieg ich mich zur Behauptung, dass dies hier so üblich sei. Doch am Donnerstag sollte es die Ausnahme sein: Die 15 Meilen lange Strecke bis zu unserem Lieblingsplatz „Sailor’s Paradise“ mussten wir gänzlich unter Motor zurücklegen. Dafür war der Empfang herzlich, Tarek und Zerin hatten seit unserem letzten Besuch 2018 unterdessen Nachwuchs gekriegt: Ege – nun schon fünf Jahre alt und lauthals den kleinen Prinz markierend – hatte ein Schwesterchen gekriegt. Auch hatten sie ihr Anwesen ausgebaut und neben dem Restaurant, drei kleine Lodges mit Strandplatz erbaut. Und doch hatten wir das Gefühl, dass der spezielle Touch des Geheimtipps verloren gegangen war. Der Abschied war auf jeden Fall eher kühl und distanziert.

Sailor’s Paradise …
… immer noch schön
… und mit ausgezeichneter Küche
Der letzte türkische Hafen: Bozburun

Mit Sailor’s Paradise hatten wir den östlichsten Punkt unseres türkischen Abstechers erreicht und wir mussten die Rückreise nach Griechenland planen. Die Windprognosen sahen aber nicht sehr rosig aus. Für Montag war eine Starkwindfront mit Nordwind angesagt. Wir entschieden uns deshalb gleich in Bozburun wieder auszuklarieren und via Symi und Knidos schon am Sonntag nach Kos zurückzukehren. Dani nahm es gelassen und hatte sowieso im Sinn, seine restlichen Ferientage mit einem Besuch von Rhodos zu verbinden. So motorten wir um die Ecke in den Yesilova Golf, erledigten das Ausklarierungprozedere mit einem effizienten Agenten in neunzig Minuten und legten gleich wieder ab um Symi anzusteuern. Mit einem wunderbaren Schlag unter Gross und Reacher bei konstant 15 Knoten Südostwind segelten wir auf die Südecke von Symi zu.

Das Walfahrtsklotser von Panormitis bei Tag …
.. und bei Nacht
Hier liegt man bei allen Winden gut geschützt vor Anker.

Obwohl wir noch nicht offiziell in Griechenland wieder einklariert waren, konnten wir getrost in die malerische Bucht mit dem Kloster Panormitis einlaufen um dort zu ankern. Das Spezielle an diesem Ort ist die schmale Einfahrt, die man erst im letzten Augenblick sieht und in die teichförmige Form der Bucht.

Um am Samstag einen sicheren Platz in Knidos, das wir nun zum zweiten Mal ansteuerten, zu kriegen, legten wir schon um halb Acht ab und genossen das Frühstück während der Motorfahrt entlang der einsamen Südküste von Symi – ein Naturerlebnis besonderer Art, das Dani als passioniertem Bergsteiger sehr gefiel.

Auf dem Weg nach Knidos

Am Sonntag hiess es dann nochmals früh aufstehen um vor dem drohenden Starkwind in Kos anzukommen. Für die Einklarierung mussten wir kurz im Stadthafen anlegen und die Papiere unserem Agenten Yannis übergeben. Und dann war es soweit: Zum letzten Mal diese Saison warfen wir die Leinen einem Marinero zu, zogen die Mooringleinen dicht und zogen den Reissverschluss über den Grosssegelsack. Die Saison war nach 3’000 Meilen endgültig beendet. Wir waren glücklich und auch ein bisschen stolz: Wir hatten die Sarabella in einem Stück von Greifswald nach Kos gebracht!

Am 6. Oktober wurde die Sarabella ausgewassert und liegt nun bis mitte April 2023 in der Schiffswerft in Kos.

Törnstrecke: 1 Kos – 2 Knidos – 3 Datca – 4 Sailor’s Paradise – 5 Bozburun & Symi (Panormitis) – 6 Knidos – 7 Kos. Total: 138 Meilen, 65 gesegelt.

Kommentare sind geschlossen.