Der Ladiestörn 2024

07. – 14. Sept. 2024

Was macht man, wenn zweimal pro Woche Sturmtiefs angesagt sind? Wilma und Sonja stellten sich dieser Herausforderung und waren flexibel genug, wenn es darum ging den Törnplan anzupassen. Wir schafften es dennoch, ein paar attraktive Ziele anzulaufen und die Hälfte der Strecke unter Segel zurückzulegen.

Paradetag

Kommen unsere Freunde erst am Nachmittag an, bleibt nicht viel Zeit um noch auszulaufen und einen guten Hafen- oder Ankerplatz zu finden. Hinzu kam, dass wir noch für die Woche einkaufen mussten, was Regi mit Sonja und Wilma erledigte, während ich die Sarabella aussen reinigte und einige technische Belange kontrollierte. Den Ölstand kontrollieren, Kühlwasserfilter reinigen sind Routinearbeiten, dann spuckte noch die Füllstandanzeige des grossen Wassertanks und die Fäkalientanks mussten ausgespült werden. Zwischendurch blieb Zeit, die einlaufenden Yachten anzuschauen und da gibt es in Olbia, dem Zentrum der Costa Smeralda, einiges Aussergewöhnliches zu sehen.

Hier laufen die einzigartigsten Segelschiffe ein …
.. und noch so ein wunderbarer Schoner
… während die Ladies das Nachtessen vorbereiten.

Flautentag und Monstergewitter

Man merkte es, der Umschwung zum Herbst kündigte sich an. Heute Sonntag herrschte zwar Flaute und wir mussten die 30 Meilen nach Cala Gavetta motoren, aber der Blick in die Wetter-Apps sagten viel Wind für fast jeden Tag voraus. Es ist immer das Gleiche: Herrscht im Golf de Lyon Mistral, dann strahlt das bis nach Korsika und Sardinien aus. Und dieser Nordwestwind hält dann entweder drei oder sechs Tage an.

Nun hatten wir erst mal im lebendigen Stadthafen von Cala Gavetta festgemacht. Wir hatten die Sarabella vorausschauend genügend weit weg von der Mole belegt, da wir wussten, dass am Montag der erste Maestrale einfahren wird. Und schon wurden wir um acht Uhr abends auf die Probe gestellt, als innerhalb von zwei Minuten der Wind auf acht Beaufort anstieg und es wie aus Kübeln goss. Somit war klar, dass wir am Montag nicht segeln werden. Wilma und Sonja nutzten den Tag um eine kleine Stadttour zu machen und auf den nahen Hügel zu steigen, während wir das Schiff hüten mussten. Die Leinen hielten zwar, aber da wir nur eine Mooringleine am Bug befestigen konnten, mussten wir noch zusätzliche Heckleinen auslegen, damit die Sarabella ruhiger lag. Es bestand die Gefahr, dass unsere Salinge das Nachbarschiff trafen und dies konnte gefährlich werden.

Der Stadthafen von Cala Gavetta bietet guten Schutz gegen westliche Winde.
Ein Monstergewitter mit Sturmböen prasselt auf uns nieder.

Die Marina mit dem „Täschlilade“

Am Dienstag nahm der Wind tatsächlich ein bisschen ab. Aber nur schon der Blick über die Hafenmole sagte mir, dass dies eine holprige Fahrt werden wird, obwohl Windfinder nur 15 Knoten auswies, was wieder einmal mindestens zehn Knoten daneben lag. Wenigstens konnten wir am Anfang im Schutze der Küste Richtung Nord fahren. Danach stand uns dann der härtere Teil des heutigen Tags bis zur Marina Santa Teresa di Gallura bevor: Wir mussten um die Nordspitze von Sardinien segeln und in der Strasse von Bonifacio aufkreuzen. Die Wellenhöhe betrug nun beinahe drei Meter. Die Lifeline am Steuer war zwingend um nicht hin und her geschleudert zu werden. Das Schöne war, dass sich die Sarabella nur mit der Fock ausgezeichnet am Wind steuern liess ohne zu viel nach Lee zu krängen. Mit der Annäherung ans Kap ging die Bootsgeschwindigkeit bis auf fünf Knoten runter, was bei Windstärke sechs eigentlich zu langsam ist. Ein Blick auf die Instrumente zeigte aber, dass wir eine Gegenströmung von bis zu drei Knoten hatten. Für diese lumpigen acht Seemeilen brauchten wir deshalb fast zwei Stunden, weil uns jede Wende wieder eine Meile zurück warf.

Um vier Uhr liefen wir dann erleichtert und leicht wackelig auf den Beinen in die gut geschützte Marina von Santa Teresa ein. Es blies hier nur noch mit zehn Knoten; kaum zu glauben, dass draussen so viel Wind und Welle herrschte! Doch nun kam der angenehmere Teil des Tages: Im Ort oben, wo es nur so von Touristen wimmelte und man eine ausgezeichnete Aussicht nach Korsika und auf die aufgewühlte See hatte, befindet sich ein „Täschlilade“ mit Lederwaren aller Art, dem Regi immer einen Besuch abstattet und die Crews animiert, es ihr gleichzutun. Und meistens kommen sie dann mit glänzenden Gesichtern raus und präsentieren voller Stolz ihre Ledertaschen und weitere Accessoires.

Bei Starkwind nach Santa Teresa Gallura
Zwei Ladies im Glück!

Ankern können wir vergessen!

Eigentlich wollten wir auf dem Rückweg noch eine Ankernacht einschalten. Letzte Woche hatten wir trotz starkem Westwind einen guten Schutz in der Cala di Volpe gefunden. Doch auch heute Mittwoch machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung und es sollte so weitergehen. Der Mistral, respektive der Maestrale wie er hier heisst, hatte nach drei Tagen immer noch nicht genug. Er sollte wieder zunehmen und auf Ankerwache hatte niemand Lust, was uns bewog wieder einen sicheren Marinaplatz zu suchen. Cannignione kannten wir, der Hafen lag am Ende des Golfes von Arzachena und war von hohen Hügeln umgeben. Wenigstens konnten wir für die Lunchpause auf dem Vorbeiweg in einer unserer Lieblingsbuchten, der Cala Liscia ankern und einmal ums Schiff herum schwimmen. Für mehr reichte es wegen der Strömung leider nicht. Für das Nachtessen hatten Wilma und Söne eine ausgezeichnete Taverna in Cannignione ausgesucht, wo wir nicht nur gut assen, sondern auch bestens bewirtet wurden, was in Sardinien nicht immer selbstverständlich ist.

Safety first!

Sardinien mag ja ein schönes Segelrevier sein, aber manchmal ist des Guten doch zu viel. Da sich zwischen Cannignione und Olbia kein weiterer Halt anbot, entschieden wir wohl oder übel, die Marina MOYS einen Tag früher als geplant anzulaufen. Da es sowieso bewölkt war und sich später Nieselregen einstellte, fiel der Entscheid nicht allzu schwer. Es sollte sich herausstellen, dass wir goldrichtig laden. In der Nacht auf Freitag legte der Wind wieder auf Sturmstärke zu und eine Ankerbucht, wenn sie auch noch so gut geschützt sein sollte, wäre ein Risiko gewesen. Es nützt nämlich nichts, wenn der eigene Anker hält, aber rings herum Charterboote ankern, bei denen man schon von Anfang an sieht, dass sie zu wenig Kette geben und den Anker nicht richtig einfahren.
So segelten wir mit dem Reacher bei 15 Knoten Nordostwind und angenehm wenig Seegang Richtung Olbia. Kurz vor der Einfahrt prasselte nochmals eine Regenfront auf uns nieder, die uns jegliche Sicht nahm, so dass wir kurz warten mussten, bis wir den Fährenkanal benutzen konnten. „Avanti, avanti Sarabella“ funkte der Marinero und wir waren froh nach einem leicht gewagten Anlegemanöver – es war wieder mal zu eng, aber der Wind liess keinen zaghaften Versuch zu – endlich die Leinen für drei Tage zu belegen.

Wir hatten rund hundert Meilen geschafft und konnten doch die Hälfte der Strecke unter Segel zurücklegen. Es hatte so viel Wind, dass wir kein einziges Mal das Grosssegel benutzen mussten. Die Sarabella gewinnt auch unter Fock am Wind oder mit dem Reacher auf Raumschotskursen nicht nur genug Geschwindigkeit, sondern auch die meisten Duelle.

Es bläst in der Marina MOYS mit 35 Knoten, so dass sogar
die grossen Pötte (SY Esense, 150 Tonnen) leicht schräg liegen!

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