Der Weg zurück nach Alghero war so ganz anders als die Hinreise vor zwei Wochen: Leichtwind, angenehme Temperaturen und eine Crew, die zum ersten Mal auf dem Meer segelt. Hansjörg und Mathias wollen Hochseeluft schnuppern und begleiten uns auf dem Törn nach Alghero.
Aus dem Logbuch
04.05.2024 | Olbia | Am Samstagmorgen fliegen Edi und Viktor nach Hause und Hansjörg und Mathias – zwei Meerneulinge – kommen an Bord. Wir reinigen gründlich die Sarabella nach den zwei „Salzwochen“ und machen Food-Einkäufe im nahen Conad-Einkaufscenter für die nächste Woche zurück nach Alghero. |
Der erste Segeltag
Zum ersten Mal können wir an Deck Zmorge essen. Das Wetter scheint nun endlich stabiler und wärmer zu werden. Der Wind ist zahm (1-2 Beaufort SO-Wind) und Mathias und Hansjörg können das erste Mal das Steuern mit einer grossen Meeryacht ausprobieren. Von den 30 Meilen bis Cala Gavetta können wir immerhin die Hälfte unter Segel zurücklegen. Das Anlegen klappt überhaupt nicht, da niemand da ist um die Mooringleinen zu geben und sie total verdreht sind. Zum Glück hat es fast keinen Wind. In der Stadt gehen wir schnurtracks zum Glacéladen.
Auf nach Frankreich!
Eigentlich müssten wir vier Nächte bezahlen von letzter Woche, aber niemand war da, um uns zu registrieren. Als wir die heutige Gebühr (€ 40) bezahlen wollen, macht der Marinero einen vagen Versuch, die vergangenen Nächte noch in Rechnung zu stellen, was Regi mit einer Schokolade und einer Umarmung löst. Schliesslich kennen sie uns hier und drücken ein Auge zu. Es herrscht Flaute, als wir Cala Gavetta verlassen und wir machen erst mal einen ausgiebigen Ankerhalt auf Spargi. Wir können das erste Mal baden (18 Grad). Um 14 Uhr lichten wir den Anker und können dann nach fünf Meilen Motorfahrt endlich segeln. Mathias und Hansjörg machen ihre ersten zaghaften Wenden. Der Wind nimmt kontinuierlich zu, was in dieser notorisch windfreudigen Strasse von Bonifacio oft der Fall ist. Während wir letzte Woche noch längsseits gehen konnten, ist heute alles schon besetzt. Das Anlegen ist stressig, da die Mooringleine wieder mal nicht bereit ist und die Marineros kaum helfen. Aber die einmalige Ambiente (s. Postkarte) versöhnt uns wieder.
Zurück nach Sardinien
Wir legen ein bisschen überhastet in Bonifacio ab, da der einsetzende Westwind uns auf die Mole drückt und ein Zollbeamter herum schleicht., der wahrscheinlich ein Kontrollopfer sucht. In der Strasse von Bonifacio bläst es wieder wie üblich mit fünf Beaufort, aber die Westwindrichtung lässt uns genau mit Amwind-Kurs Richtung Castelsardo steuern. Hansjörg und Mathias wechseln sich für die 30 Meilen mit dem Steuern ab. Wir machen gute Fahrt und müssen kein einziges Mal wenden. Die Aussicht auf die Bilderbuchstadt ist einmal mehr beeindruckend. Um 15.45 Uhr legen wir, wie vom Navigationsprogramm berechnet, in der Marina an. Was für ein Unterschied zu vorletzter Woche, wo wir hier drei Tage wegen Sturm blockiert waren! Leider ist das Bugstrahlruder ausgefallen und wir sind auf der Suche nach dem Fehler. (Relaisschaden?).
Der letzte Hafen vor Alghero
Unsere Crew besucht noch die sehenswerte Altstadt von Castelsardo, während wir gemütlich im tollen Supermercato direkt im Hafen einkaufen. Es ist Mittwoch und wir legen um 12 Uhr ab, da der Wind erst auf 14 Uhr angesagt ist. Die Prognose stimmt, nach zwei Stunden motoren, können wir ab neun Knoten wahrem Wind davonbrausen und sind fast so schnell wie der wahre Wind. Das Anlegemanöver ist ein bisschen schwierig, da der Bugstrahler nach wie vor nicht funktioniert. Danach machen wir eine kleine Tour rund um das Städtchen, das mit seinen Wandbildern der Fischer aus den 60-iger Jahren an die glorreiche Zeit des Thunfischfangs erinnert.
No wind – no sailing!
Manchmal muss man sich einfach den Gegebenheiten des Wetters beugen und Vernunftsentscheide fällen: Für Freitag ist ein Flautentag angesagt, was bedeuten würde, dass wir die letzten vierzig Meilen motoren müssten. Das gäbe zwar noch ein paar Meilen mehr für den Hochseeschein, aber der Lerneffekt wäre minimal, denn unter Motor steuert meistens unsere „Panchitta“ (der Autopilot). Wir entscheiden uns deshalb, schon am Donnerstag in unseren Heimathafen zurück zu kehren und den Flautentag anderweitig zu verbringen. Im Rückblick ein kluger Entscheid und Arbeiten gibt es auf einem Schiff immer zu erledigen. Es ist das Tüpfchen aufs i bei einem Törn, wenn man bis zum Schluss segeln kann. Und so ist es heute; wir müssen zwar zuerst motoren und sind aber bei der Durchfahrt der Fornelli Passage froh, dass es noch keinen Wind hat, da man genau nach Peilung fahren muss. Doch dann können wir nach weiteren 15 Meilen mit Reacher und Grosssegel bei Nordwind auf Südkurs Richtung Alghero gehen. Eine Winddrehung nach West erspart uns sogar einen weiten Schlag ins Meer hinaus und wir halsen genau auf Zielkurs. Um 14 Uhr umrunden wir das Capo Cacchia und segeln noch weitere sieben Meilen mit acht Knoten Speed bis vor Alghero. Um 15.30 Uhr legen wir in unserem Heimathafen, der Marina Sant Elmo an. Wir haben diese Woche 155 Meilen gemacht, von denen wir 85 unter Segel zurücklegen konnten. Hansjörg und Mathias sind begeistert und haben viel über Bootsführung, Routenplanung und Segeltrimm gelernt. Sie waren aber auch sehr interessiert an allen technischen Belangen und waren am Freitag auch bereit, klar Schiff zu machen und ein paar Kratzer am Heck und dem Freibord zu spachteln und zu schleifen. Aussenbords hängend konnten sie sogar den Bootsmannstuhl testen, was sie sehr lustig fanden.
Ein Törnende für Romantiker
Den Freitagabend verbringen wir mit unseren Segelfreunden immer gern in gemütlicher Atmosphäre bei einem Essen mit Blick auf das Meer, da es für viele der letzte Eindruck vom Leben an Bord für dieses Jahr ist. Zum ersten Mal können wir draussen sitzen und geniessen eine traditionelle „Fregola“, eine sardische Art von Paella mit Meerfrüchten. Eine lustige Strassenband unterhält uns hervorragend und für den Sonnenuntergang sitzen wir in der ersten Reihe. Es stimmt einfach alles!