21. Mai – 02. Juni 2022 (PDF-Version)
Für einmal ging es nicht einfach weiter, sondern wir umrundeten Ibiza mit Sarah und Chregu und liessen uns Zeit die Buchten und Hafenorte auszuprobieren. Es war aber schwierig, überhaupt einen Platz in einer Marina zu finden.
Am Donnerstag Abend kamen Sarah und Chregu gut gelaunt an Bord. Ohne Stress planten wir die nächste Woche. Edi blieb noch bis Samstag, doch mit Segeln war vorläufig nichts. Zuerst musste das leidige Problem mit dem Wasser im Diesel gelöst werden. Der Mechaniker versprach am Donnerstag Morgen zu kommen, womit ich in der Marina Santa Eulalia auf ihn warten musste, während Regi und Edi mit dem Bus nach Ibiza Stadt fuhren. Er kam natürlich nicht, womit unsere Planung wieder Makulatur war. Die Crew nahm die Fähre nach Formentera, fuhr mit Scooters auf dieser schönen Nachbarinsel herum und ich wartete ein zweites Mal auf den Mechaniker, der sich nun definitiv für den Freitag Morgen anmeldete. Und siehe da, Zac von Marine Power brachte nicht nur passende neue Dieselfilter und inspizierte genau die alten Filter auf Wasserrückstände, er gab auch einen guten Ratschlag: „Fülle neuen Diesel auf und füge das Additiv, das Wasser zersetzt, hinzu“. Er sollte recht behalten; bis ende Woche hatten wir keinen einzigen Ausfall mehr. Ich werde aber das System auf eine Doppelfilteranlage von SEPAR umrüsten, damit man auf See keine mühsamen Filterwechsel mit Schrauben und Entlüften im heissen Motorenraum vornehmen muss.
Am Samstag 21. Mai ging es dann mit der Inselumrundung endlich los. Edi fotografierte uns bei der Hafenausfahrt und schrieb abends: „Bin gut gelandet und habe viele schöne Bilder und Erinnerungen.“ Er wird uns sicherlich nächstes Jahr wieder begleiten. Als Pfand lässt er immer seine Segelstiefel an Bord!
Die erste Bucht für unseren Ankerplatz – Portinatx – liess sich gut an. Wir hatten genug Platz zum schwojen und der Anker hielt auch bei den morgendlichen Windböen gut. Endlich konnten wir mal ausgiebig baden. Nur die Schaukelei störte manchmal beträchtlich. Das waren wir uns von Griechenland nicht gewohnt. Wir sollten dies aber noch ein paar Mal erleben!
Die Überraschung kam dann am nächsten Morgen. Wir hatten doch tatsächlich einen ganzen Bündel von Bojen und Leinen in der Ankerkette. Es blieb uns nichts anderes übrig, als alles loszuschneiden und irgendwie an Land zu entsorgen, denn sonst würde der Nächste das Zeugs einfangen, was für den Propeller sehr gefährlich ist! Chregu übernahm heldenhaft den Job und schnitt alle Seile und Bojengewichte mit unserem Notfallmesser durch.
Nach dem Lunch organisierte Chregu noch einen Bootsvermieter an Land, der uns den ganzen Bojensalat abnahm und an Land brachte. „Um die Ecke soll es eine Bucht mit Trommelkonzerten geben“, las uns Sarah aus einem Führer vor. So motorten wir am Nachmittag fünf Meilen weiter in die Bucht von Binirras. Und tatsächlich, bei Sonnenuntergang sammelte sich am Strand eine Menge von ein paar Hundert Menschen an und liess sich von den magischen Trommelklängen mitreissen, die bis zu uns hinaus tönten.
„Geflascht“ von dieser speziellen Atmosphäre, die doch so typisch für diese (ehemalige) Hippieinsel ist, stiegen wir in unsere Kojen. Mit der Nachtruhe war es dann aber nicht lange her. Um drei Uhr morgens drehte der Wind unerwartet 180 Grad auf Süd und liess alle Boote in der Bucht im Kreise tanzen. Da man nie weiss, ob alle liebe Nachbarn genug Ankerkette ausgelegt haben, muss man dann meistens Ankerwache halten. Es sah zunächst gut aus, aber der Ankeralarm liess sich nicht beruhigen und um sechs Uhr musste ich tatsächlich im Cockpit sitzend aufpassen, dass die nächsten Chartersegler – das sind immer die notorischen Kurzankertypen – ihren Abstand von lediglich fünf Meter einhielten. Um neun Uhr war der Spuk dann vorbei und wir konnten beraten, wohin wir heute segeln wollten.
Nach zwei Tagen ohne Landgang werden die meisten Crews unruhig und vermissen den Ausgang. Hier kam uns der Hafen von Santa Antoni gerade richtig. Hier befindet sich nämlich das berühmte Café del Mar, wo alle Touristen hinpilgern um den offenbar schönsten Sonnenuntergang überhaupt zu geniessen. Es gab nur ein Problem: Einmal mehr war die Marina von Santa Antoni ausgebucht. Sollten wir nun nochmals vor Anker ausharren müssen? Erst nach der dritten Nachfrage bestätigte uns die Marina einen freien Platz. Wir waren gerettet und dem Apéro in der schönsten Bar, wo alle vorbei pilgern, die gerne was sehen möchten oder gesehen werden möchten, stand nichts mehr im Wege. Was für ein Panoptikum, wir kamen nicht mehr zum Staunen heraus! Der Sonnenuntergang war dann wegen Wolken doch nicht ganz lupenrein, aber was solls; er scheint hier sowieso langsam zur Nebensache zu degenerieren. Was 1980 als exklusives kleines Café begann, ist heute ein Magnet für den Massentourismus geworden. Schade!
Jetzt stand nur noch etwas auf der Bucketlist: Der Strand von Formentera. Einmal in das smaragdgrüne Wasser vor dieser kilometerlangen Küste zu tauchen, wollte die Crew unbedingt erleben. Nun, es schaukelte wieder mal ein wenig zu viel und das Wasser war um sechs Uhr, als wir endlich vor Anker gingen, auch nicht mehr so einladend. Dafür hatten wir eine landschaftlich wunderschöne Fahrt entlang der Westküste von Ibiza genossen; leider meistens unter Motor. (Bild: Eine der vielzähligen kleinen Inseln vor Ibiza.)
Nun stand nur noch die Rückkehr in die Marina von Eulalia bevor, da es wieder einmal unmöglich war, einen Platz in Ibiza Stadt zu ergattern. Chregu steuerte uns auf den letzten Meilen Richtung Hafen und genoss sichtlich die Arbeit am Rad.
Am Abend besuchten wir die Altstadt von Ibiza, was sich wirklich lohnte. Die folgende Nacht vor der Überfahrt nach Mallorce verbrachten wir in der Bucht von Cala Vincente. Endlich konnten wir mal das Beiboot und den neuen Elektroantrieb von Torqueedo testen. Bis jetzt hatten nämlich Dingi und Motor zwei Jahre im Vorluk auf ihren ersten Einsatz warten müssen.