Die verborgenen Werte einer Hanse Yacht

Was ist das Wichtigste an einer Yacht? Was steht im Vordergrund bei einer Kaufentscheidung? Die Segeleigenschaften? Das Platzangebot? Die Bauweise? Ehrlicherweise sind es für mich alle drei Komponenten! Über die tollen Segeleigenschaften habe ich schon berichtet – check! Das Platzangebot ist enorm – check! Die Bauweise – Fragezeichen. Dazu muss man tiefer graben; hier einige interessante Details.


Das Entscheidende ist nicht der Rumpfaufbau mit einem Balsa Kern, der von GFK (Glasfaser verstärkter Kunststoff) umgeben ist – das machen alle Yachtbauer ungefähr gleich. Der Unterschied liegt in der Verstärkung der am meisten belasteten Rumpfteile mit Epoxy und Carbon wie zum Beispiel die Angriffspunkte der Wantenbeschläge (Püttinge), die Bugsektion und vor allem der Kielbereich. Je grösser die Yacht, desto schwieriger ist es, die Torsionskräfte (Verwindung) in den Griff zu kriegen.

Es gibt Yachten, die haben den Kiel einfach im Rumpf einlaminiert und mit mehr oder weniger grossen Metallplatten verbolzt. Je länger der Kiel, desto grösser sind die Kräfte, die auf den Rumpf wirken. Rennyachten sind deshalb vielfach mit einem Stahlgerüst („Strongback“) bestückt, woran der Kiel angeschraubt ist. Dieser Strongback wird dann an den Rumpf einlaminiert. Aber auch diese Konstruktionsweise hat ihre Nachteile: Stahl und Kunststoff haben unter Last unterschiedliche Dehnungskoeffizienten, womit es zu Delaminationseffekten kommen kann. Zusätzlich ist diese Bauweise sehr teuer, so dass sie für Serienyachten kaum in Frage kommt.

Hanse hat dieses Problem mit einer ausgeklügelten Bauweise von sektional verstärkten Rumpffeldern, die sich über einen grossen Teil der Bodengruppe erstrecken, gelöst. Die grösseren Modelle sind zudem im Kielbereich mit Carbon verstärkt. Beim 508-Modell erfolgt zudem die Mastabstützung ebenfalls mit einem carbonverstärktem Querschott statt mit einer Maststütze, die den Wohnraum versperren würde.

Neben diesem wichtigen Baubereich gibt es aber auch Rumpfteile, die ebenso viele Kräfte aushalten müssen. So kommt es etwa vor, dass Klampen und Relingsstützen ausgerissen werden, da sie nur oberflächlich mit dem Rumpf verbolzt sind. Auch hier hat Hanse grossen Wert auf Verbundfestigkeit gelegt und eine Deck-Rumpfverbindung entwickelt, die deutlich über den allgemeinen Anforderungen liegt.

Die Verankerung der Klampen und die erhöhte Fussreling verbessern das Sicherheitsgefühl

Zugegeben, ob sich diese Konstruktionsform bewährt, werden erst die Langzeiterfahrungen zeigen. Aber eines sei abschliessend erwähnt: Bis jetzt ist noch bei keiner Hanseyacht ein Kiel aus- oder abgerissen worden, solange keine grobe Kollision oder eine Grundberührung vorlag. Dies kann nicht jede Werft von sich behaupten …

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